19.09.2021

Mit Top-Leistungen in die neue Saison

Das Nachwuchsförderzentrum für Juniorinnen an der Universität Würzburg hat nach der langen Corona-Pause die Leistungsdiagnostik bei Nachwuchstalenten wieder aufgenommen. Den Auftakt machen die U14- und U17-Juniorinnen der Kickers. Die Ergebnisse liefern für die individuelle Leistungsförderung der Spielerinnen wertvolle Daten.

 

Das Nachwuchsförderzentrum für Juniorinnen der Bildungsforschung und des Sportzentrums an der Universität Würzburg ist die deutschlandweit einzige Forschungseinrichtung für den weiblichen Nachwuchsfußball. Es wurde 2014 gegründet und fördert seitdem wöchentlich Nachwuchstalente nach einem eigens entwickelten, wissenschaftlich fundierten Förderkonzept. Mehr als 150 Spielerinnen haben seither das NFZ durchlaufen und über 1.000 Spielerinnen in verschiedenen Studien zu Bedingungen der optimalen Talentförderung untersucht.

 

SCORE ist Diagnostik der Top-Vereine

 

Ein Ergebnis dieser Forschung ist die Entwicklung eines besonderen Tools zur Einschätzung der fußballerischen Fähigkeiten der Spielerinnen. SCORE nennt sich dieses Verfahren und steht für Soccer COmpetencies in Realistic Environments, also der Erfassung von Fußballkompetenz in spielnahen Situationen. Es bestimmt die Fähigkeiten der Spielerinnen in sieben verschiedenen Bereichen, darunter unter anderem Spielübersicht mit und ohne Ball, das offensive und defensive individualtaktische Verhalten und die Kreativität der Nachwuchstalente in besonders kniffligen Entscheidungssituationen.

 

„SCORE wird bundesweit von den Top-Nachwuchsteams genutzt, dazu gehören nicht nur die Würzburger Kickers sondern auch Hoffenheim, Leverkusen oder auch Essen, alles große Player in der Flyeralarm-Bundesliga“, erklärt Heinz Reinders die Nachfrage nach dem Würzburger Konzept. Er hat gemeinsam mit dem Kollegen Prof. Olaf Hoos das Nachwuchsförderzentrum gegründet und verantwortet bei den Kickers-Frauen den Finanz- und Marketingbereich. Aus seiner Feder stammt auch die Idee und das Konzept von SCORE. „Wir können durch SCORE nicht nur sehr verlässlich die Stärken von Spielerinnen bestimmen, wir können sogar vorhersagen, durch welche Trainingsbedingungen die fußballbezogenen Kompetenzen gezielt verbessert werden können.“

 

Handlungsschnelligkeit statt Holzbänken

 

Ein Schlüsselelement in der Förderung ist das Konzept von Mädchenteams im Spielbetrieb der Jungen. Dadurch werden Durchsetzungsvermögen und das zweite Element der NFZ-Talentschmiede verbessert – die Handlungsschnelligkeit. „Noch bevor die Verbände das Konzept für sich entdeckt haben und in der Ausbildung auf Routinen und Passfolgen gesetzt haben, war uns klar, dass die Fähigkeit zu schnellen und eigenständigen Entscheidungen sowie deren rasche Umsetzung in konkreten Spielsituationen zentral sind“, so Reinders und schiebt augenzwinkernd hinterher: „Zum Glück ist das mittlerweile auch bei den Verbänden angekommen, denn zumindest bei der Talentdiagnostik muss kein Kind mehr gegen eine Holzbank den Ball prellen lassen“.

 

Durch die Corona-Pandemie wurde auch die Forschungstätigkeit des NFZ ausgebremst, seit diesem Frühjahr startet die Förderung der Spielerinnen und mit Beginn des neuen Schuljahres wurde auch die Leistungsdiagnostik wieder aufgenommen. Dreißig Spielerinnen der U14 und U17 der Würzburger Kickers haben sich dem Testparcours aus Agilitätstest, Sprint und Ausdauer unterzogen. Und natürlich durfte auch die Diagnostik mittels SCORE nicht fehlen. „Dieser Baustein ist uns besonders wichtig und hilft uns, in der Praxis besser zu fördern und in der Forschung noch besser zu verstehen, worauf es im Juniorinnen-Fußball ankommt“, ordnet Jonathan Rudingsdorfer die Diagnostik ein. Er ist gemeinsam mit Mareen Wiechers wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Reinders und teilt sich mit ihr die sportliche Leitung.

 

Bundesweite Studie zum Einfluss von TrainerInnen

 

Wiechers wird im Herbst mit einer neuen großen Studie zum Einfluss der TrainerInnen-Persönlichkeit auf die Leistungsentwicklung der Spielerinnen starten. „Wir wissen noch viel zu wenig darüber, wie TrainerInnen nicht nur sportlich, sondern auch pädagogisch auf die Motivation der Spielerinnen Einfluss nehmen“, so Wiechers, deren Masterarbeit sich diesem Thema bereits angenähert hat. „Individualisierung der TrainerInnen-SportlerInnen-Beziehung ist ein sehr aktuelles, auch vom DOSB forciertes Thema und wir werden sicherlich dazu beitragen können, dass der weibliche Fußball dieses Mal nicht hinten ansteht, sondern wegweisend bei diesem Thema werden kann“.

 

So hohe Wissenschaft muss es für die Kickers-Talente gar nicht sein. Sie haben sichtlich Spaß an der Leistungsdiagnostik und zeigen sich von ihrer besten Seite. Egal ob beim Agilitätstest mit hoher Reaktionsgeschwindigkeit auf optische Signale oder beim Vier-gegen-Vier als Grundlage für die Bewertung in SCORE, an jeder Station der wissenschaftlichen Diagnostik rufen die Spielerinnen ihre volle Leistung ab.

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