01.04.2021

Laura Gerst - die Stürmerin die immer lacht

Laura Gerst hat den Sprung von den Juniorinnen in das Team der 2. Frauen-Bundesliga geschafft. Im Interview erzählt die 17-Jährige von Ihren Erfahrungen auf der großen Fußball-Bühne, ihrem Heimatgefühl in den zwei Heuchelhof-Vereinen und warum die Bayern Angst vor der jüngsten im Team haben sollten.

 

Laura, dein Weg hat dich von unserer U17 direkt in die Erste gebracht und du stehst im Kader für die 2. Bundesliga. Wie war der Weg für dich dorthin?

Manchmal kann ich es noch gar nicht richtig glauben, dass das alles wahr ist. Denn gerade zu Beginn hatte ich noch Schwierigkeiten mit der Handlungsschnelligkeit der Gegnerinnen. Aber das Training und die Spieleinsätze haben mir geholfen, mich schnell an das Leistungsniveau anzupassen. Aber vor allem haben mir meine Mannschaftskolleginnen geholfen und mich mit Tipps und konstruktiver Kritik richtig gepusht.

 

Du wirst im Juli 18 Jahre alt und bist gleichzeitig die jüngste Spielerin im Team. Wie geht es dir denn damit, wie gehen die älteren Spielerinnen mit euch Jüngeren um?

Eigentlich unterscheiden wir in unsere Mannschaft nicht zwischen alt und jung. Wir sind eine Mannschaft, bei der nicht das Alter sondern vielleicht eher die Erfahrung eine Rolle spielt. Denn natürlich gibt es Spielerinnen mit mehr Spielerfahrung und Spielerinnen, zu denen ich mich zähle, die noch nicht so viel Erfahrung mitbringen. Die erfahrenen Spielerinnen helfen uns aber sehr und unterstützen uns, dass wir auf dem Platz beweisen können, was in uns steckt. Insgesamt verstehen wir uns im Team wirklich sehr gut und ich fühle mich sehr wohl.

 

Was würdest du sagen ist deine Stärke, die du ins Team einbringst?

Fußballerisch liegt meine Stärke sicherlich in der Schnelligkeit. Menschlich gesehen bin ich die, die immer lacht und gute Laune in die Mannschaft bringt (lacht).

 

Schon in der Regionalliga bist du zu deinen Einsätzen gekommen, was war denn für dich bisher der schönste Moment?

Eigentlich gibt es nicht nur den einen schönsten Moment, davon gab es wirklich viele. Da fällt mir beispielsweise unser Trainingslager in Spanien letztes Jahr ein oder als ich im März letzten Jahres mein erstes Regionalliga-Tor geschossen habe. Und dann natürlich nicht zu vergessen, der Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga. Der gemeinsame Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Würzburg mit den Kickers-Profis und die Aufstiegsfeier beider Teams waren wirklich unvergessliche Momente.

 

"Jeder träumt von einem Tor gegen den großen FC Bayern"

 

Große Namen warten auf das Team, da kommen Frankfurt, Hoffenheim. Zum Restart der Liga war Köln am Heuchelhof. Was überwiegt da bei dir für ein Gefühl?

Natürlich ist man vor solchen Spielen nervös. Frankfurt, Hoffeinheim und Köln haben Spielerinnen mit Bundesliga-Erfahrung. Da wird es nicht einfach werden, diese Teams zu besiegen. Aber sind wir ein starkes Team und ich weiß, dass wir uns auch gegen Mannschaften mit großen Namen durchsetzen können. Ich finde, das haben wir gegen die Kölnerinnen eindrucksvoll gezeigt.

 

Die Münchener scheinen dir ja als Gegnerinnen sehr zu liegen. Es gibt da dieses Foto, auf dem du nach deinem Tor gegen die U17 der Bayern lautstark jubelst. Erzähl uns von dem Moment.

Wer träumt nicht davon gegen den großen FC Bayern München ein Tor zu schießen? (lacht) Meine Mitspielerinnen haben sich mit guten Pässen durch die Reihen der Münchenerinnen kombiniert und als dann der Pass in die Mitte auf mich kam, musste ich den Ball nur noch ins Tor schieben. Im ersten Moment dachte ich noch: Oh je, der geht daneben. Aber als der Ball dann im Tor gelandet ist, habe ich mich umso mehr gefreut. Schon seit ich klein bin, habe ich davon geträumt, gegen den FC Bayern München zu spielen. Dass ich dann auch noch bei uns am Heuchelhof ein Tor gegen die Münchenerinnen schieße, das war wirklich unfassbar.

 

Du hast gerade den Heuchelhof angesprochen. Ihr spielt im Soccergirl-Sportpark Heuchelhof, seid alle auch Mitglied im SC Würzburg Heuchelhof und habt gleichzeitig das Kickers-Logo auf der Brust. Was ist für dich das Besondere an diesem Duett der beiden Vereine?

Beide haben das Ziel, den regionalen Mädchen- und Frauenfußball gezielt zu fördern. Bei den meisten anderen Vereinen liegt der Fokus hauptsächlich auf den Männern, aber sowohl der SC Würzburg Heuchelhof als auch die Würzburger Kickers Frauen nehmen sich die Förderung von jungen Nachwuchsspielerinnen und den Frauenfußball sehr zu Herzen. Das ist die Besonderheit an diesen beiden Vereinen. Für die meisten jungen Spielerinnen gibt es heimatnah keine Mädchenmannschaft in der sie spielen können, deswegen ist es vorteilhaft regional einen Verein zuhaben, bei dem man keine langen Anfahrtszeiten hat. Das hat ja schon 2010 auf dem Heuchelhof angefangen und das spürt man auch. Deshalb sind wir als Spielerinnen alle Kickers und Heuchelhöferinnen gleichzeitig (lacht).

 

"Der Heuchelhof fühlt sich wie ein Zuhause an"

 

Der Leistungsfußball der Frauen in Unterfranken musste ja in den letzten Jahren häufig umziehen. Du bist schon seit der Jugend dabei. Fühlt sich der Heuchelhof jetzt als euer Zuhause an?

Ja, definitiv. Ich bin ja schon seit 2018 Mitglied des SC Würzburg Heuchelhof. Drei Jahre fühlen sich für mich als junge Spielerin schon sehr lange an. Dadurch, dass wir eben auch Mitglied beim SC sind und immer auf dem Heuchelhof trainieren und spielen, fühlt sich der Heuchelhof als unser Zuhause an.

 

Kommen wir mal zurück auf deine Zukunft. Welche Ziele hast du für diese Saison?

Über das ein oder andere Tor würde ich mich natürlich freuen (lacht). Aber in erster Linie möchte ich das Team sowohl auf als auch neben dem Platz bestmöglich unterstützen.

 

Und wo siehst du dich in – sagen wir mal – zehn Jahren?

Fußballerisch möchte ich soweit kommen wie möglich. Ich finde, sportlich gesehen ist es schwierig zu sagen, wo man sich in zehn Jahren sieht. Verletzungsfrei und viel Spaß im hochklassigen Fußball sind für mich schöne Ziele. Alles andere schauen wir dann mal. Außerhalb des Fussballs hoffe ich, dass ich ein Beruf haben werde, der mir Spaß macht.

 

Du bist derzeit Schülerin an der FOS und machst dein Fachabitur. Wie bekommt man beides, Schule und Leistungsfußball, unter einen Hut?

Ja, dieses Jahr ist Fachabi dran. Natürlich gibt es dann auch Tage, die besonders anstrengend sind. Vor allem wenn man einen langen und anstrengenden Schultag mit Onlineunterricht hat und danach direkt ins Training fährt. Aber während des Trainings kann ich auch gut abschalten und ist deshalb für mich ein guter Ausgleich an solchen Tagen.

 

Du hast jetzt die Möglichkeit, den Fans und der Öffentlichkeit eine Message mitzugeben, was dir besonders wichtig ist. Was würdest du den Leuten gerne sagen?

Als erstes möchte ich mich bei unseren Fans für die Unterstützung bedanken. Mir ist es wichtig, dass uns die Fans weiterhin zur Seite stehen und sobald es wieder möglich ist, zu unseren Heimspielen am Heuchelhof kommen zu können. Beim Heimspiel gegen Frankfurt hat man ja gesehen, wie viele Leute uns anfeuern wollen. So eine Kulisse motiviert natürlich.

 

Bilder einer Heuchelhof-Karriere

Bereits seit 2018 schnürt die Mittelstürmerin ihre Schuhe auf dem Heuchelhof. Zunächst für die U17 (Bild oben), mit der sie gegen den FC Bayern einen Heimsieg einfahren konnte (Mitte li.) und bereits als 16-Jährige in der Ersten, für die sie als SC Würzburg in der Regionalliga traf (Mitte re.). Von den erfahrenen Spielerinnen wie Theresa Damm (unten li.) fühlt sich Laura gut angenommen und kommt in dieser Saison zu ersten Einsätzen in der zweiten Liga (unten re.) (Fotos: Paul Zottmann).

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